Beschluss zur Notlinderung Gebstedts

In den 30er Jahren des fünfzehnten Jahrhunderts hat eine bittere Not in Gebstedt geherrscht, wie überall im Land. Die dreiziger Jahre des 15. Jahrhunderts waren mit Abstand die kältesten und niederschlagsreichsten Jahre im 15. Jhd.. Durch diese klimatischen Bedingungen ist es wahrscheinlich, dass das gleiche Phänomen wie 1770 bis 1772 aufgetreten ist. D.h., es kam nicht nur zu Mißernten sondern vor allem zu schlimmen Seuchen und Krankheiten wie der Mutterkornvergiftung, Antoniusfeuer usw. (Einzelheiten dazu im oben verlinkten Eintrag von 1771). Deswegen hat Landgraf Friedrich von Thüringen, der sich mit dem Abt von Paulinzella das Recht an Gebstedt teilt ein Abkommen mit dem Dorf getroffen, damit es nicht ganz wüst wird.

Statt der bisherigen 8 Mark Jahresrente sind in kommender Zeit nur 6 Mark an das Schloss in Weimar fällig. Das Kloster Paulinzella hat bisher auf die 23 Hufen und 42 Acker von jeder Hufe 2 1/2 Erfurter Malter Korngeld und ein Schock Erbsen erhalten. Zu Gunsten des Dorfes wurde dieser Zehnt für 19 Hufen herabgesetzt auf ein Erfurter Malter weisses Korn und 1/2 Malter Hafer pro Hufe als Erbzins für das Kloster. Die restlichen vier Hufe kann das Dorf für sich ohne jegliche Abgaben bearbeiten.

Ein Erfurter Malter sind übrigens 715,3 Liter und eine eine Hufe (Fränkische Landhufe war im HRR übliches Flächenmaß) ca. 12 ha.

Erläuterung zu den Wetteranomalien zu dieser Zeit sind unter Wikipedia zu finden.

Wir Friderich von gots gnaden lantgrave in Doringen unde marcgrave zcu Missen bekennen offintlichin mit dissem briffe vor uns unde unser nochkomen, also als unser dorff zcu Gebestete, das uns jerlichin zcu rechter | jarrente achte lotige marck gegebin hat daselbs in deme dorffe unde flure der wirdige apt unde gancze samenunge des closters zcu Pauwlinzcelle unser liebin andechtigen faste korngulde unde zcinße gehabt haben unde noch haben | sulden unde doch von manchirley gebrechin notdorfft unde zcufelligen sachen langewile abegenomen, das das solchirmaße verwustet worden ist, also das das selbe dorff unde die inwonere doselbs uns unser jarrente unde andere pflicht | unde ouch deme clostere syne korngulde unde zcinße in kein wiß mehir gegebin kunden, also als das selbe dorff gancz verwusten wulde, davon wir den genanntten apt mit synen amptheren vor uns unde unsen rath gein Wymar verbotit unde solche noitdorfft unde geleginheit des dorffes Gebestete semptlichin mit gutem vorrate besunnen betracht unde ußgewegin habin das von beiden partien bessir sie ettlicher maße abezculassen, danne gancz wuste zcu werden, als habin wir vor uns unde unser erbin an den vorgenantten dorffschaffte achte marcken jarrentte zcwo marcke gefrihet unde abegetan eyne zciit der jare uff unser gnade unde irkentniße, also das sie forder mehir uns unde unsen erbin sechs margke zcu jarrentte uff unser sloß Wymar reichen unde gebin sollin unschedilichen ander unser pflichte, dinste unde gerechtikeiten als wir sust darane habin ane geverde unde als danne die genantten apt unde closter zcu Pauwlinzcelle daselbs in deme flure bie dryunzcwenzcig hufen landes unde ettliche oberige bie zcweiundvirzcig ackern genant obirland haben, davon man vor von iclicher hufen landes drittehalb Erffurte malder korngeldes unde eyn scheffil erweiß gegebin had, die die gnanttin herren uns zcu willen deme genanttin dorffe unde ouch irem closter zcu gute ouch gemynret unde den menren nunczen hufen furder verlassin habin, also das man in unde iren nochkomenden von yder hufe jerlichen uff sente Michels tag eyn Erffurte malder weißes gutis kornnes unde eyn halb Erffurte malder hafern zcu rechtem erbzcinße gebin sal unde die selbin menre sust davon geschoß, rente, dinste, pflichte mit deme dorffe tragen sullen in maßen also vor. Darobir so habin wir den selbin herren die gunst unde willin gegebin unde getan, das sie von den selbin driundzcwenzcig hufe landes vir hufe landes unde was darin gehoret nichtis ußgesloßen gelegin in der gebint unde die obirigen ackere obirland ußgezcogin haben, die sie zcu irem hofe doselbs zcu Gebestete selbs erbeiten mogin adder bestellen zcu erbeiten unde dowile sie yn die selbs erbeiten lassen, sollen sie unde alle ire nochkomen unde wer sie erbeitit von iren wegin die gancz frihe habin unde behalden geschossis frondinstis legir unde alles des man daruff geseczczen adder erdencken mochte, des sie allis ledig unde vertragen sin sollen ewiclichin ane geverde. Ouch so sollin in die von Gebestete teil gebin zcu den vier hufen von deme grase unde der weide, das da wechsit uff der gemeyne, des sie danne mit gebruchen mogen. Were ouch ab den vorgenantten herren der vorgenantten hufen adder gutere icht uffgelassin adder wuste wurden, weris danne, das sie die selbin gutere under iren pflüg nemen unde mit iren pferden selbs erbeiten lissen, so solden sie die selbin gutere adder hufeland, wievil sie des selbs erbeiten alle die wile sie das selbs erbeiten alle die wile sie das selbs innehettin, geschosses, dinstes, frone unde allis dinges frihe lediclichin habin alsolange, das sie das vor den obgenantten erbezcinß unde korngelt widder verlassin muchten unde wanne sie das widder verlissen, so sulde das widder unsem dorffe pflegin also vor. Darobir so sullen die genantten herren den vorgenantten iren monchehoff, ire gartten, ire wesin unde ire gelthuse behalden unde besiczczen mit aller gerechtikeit, eren unde wirden als her komen ist unde ouch die selbin ire gutere doselbs zcu Gebestete als dicke, als die vorkoufft adder vorwandelt werden, vorlehen unde davon nemen, was in geborit ane unser, unser amptlute adder eyns iclichin insprache ane intrag, argelist unde geverde. Unde das alle stucke unde artickel disses briffs von uns unde unsen erbin stete, gancz unde unvorbruchlichin sullen gehalden werde, des zcu rechtem orkunde unde bekentniße habin wir unser ingesigil an dissen briff lassin hengen. Hirbie sint gewest der edile gestrengen unde erbar unser heymlichin unde liebin getruwen grave Bote von Stalberg, herre zcu Wernigerode unser hofemeister, er Busse Viczthum der elder, er Friderich von Hopfgarten rittere, Bernd von der Asseborg, Heinrich von Husen, unser obir marschalck, unde er Thomas von Bottilstet, unser obirschriber, unde andere gloubwirdige lute genug.

Ausfertigung Pergament

Quellen: 
Thüringische Geschichtsquellen, Band VII, Dr. Ernst Anemüller
Urkundenbuch des Klosters Paulinzelle,, 1. Heft, 1068 – 1314,S. 370, 373
Jena, Gustav Fischer 1889, 
Reg. 394 zu Urk. SA Rudolstadt, P.D.N. 222 (65) bzw.
Reg. 396 zu Urk. SA Weimar, Kopialbuch, F.2, Fol. 79

Informationen von Prof. Dr. Uwe Schirmer, Historisches Institut an der Philosophischen Fakultät der Friedrich-Schiller-Universität Jena